Was ist Portfolio Analyse? Und wie setzt man die Portfolioanalyse richtig ein?

Kurz erklärt bedeutet Portfolio-Analyse: Ich als Investor überprüfe meinen Gesamtbestand an Werten, in die ich investiere, nach den speziell für mich entscheidenden Kriterien.

Das ist immer dringend zu empfehlen, sollte auch sehr regelmäßig getan werden. Aber die Erfahrungen zeigen, dass die wenigsten Anleger das auch tatsächlich tun. Dabei ist eine Portfolio-Analyse alles andere als ein Hexenwerk. Man muss sich nur die richtigen Fragen stellen und handeln, wenn die Antworten das erfordern. Wir erklären, wie Sie dabei vorgehen können.

Es gibt Dienstleister, die eine solche Analyse für Sie anbieten. Das kann man machen, aber das kostet nicht nur Geld und erfordert, dass sie Ihre Vermögenswerte vor Dritten offenlegen. Es ist auch immer weniger effektiv, als würden Sie es selbst tun. Denn nur Sie wissen wirklich um Ihre Ziele, Wünsche und Möglichkeiten. Nur sie können beurteilen, ob Sie mit einem Investment gut schlafen können oder permanent in Sorge sind. Und Sie können, wenn Sie sich mit der Sache vertraut gemacht haben, jederzeit überprüfen, ob noch alles „passt“.

Portfolio Analyse: Eine Definition

Als Portfolio bezeichnet man eigentlich eine Mappe, in denen z.B. Projektunterlagen, Zeichnungen oder eine Bewerbung enthalten sind. Alles zu einer klar umrissenen Thematik also, das man bei sich tragen kann.

Im Investmentbereich bedeutet „Portfolio“ die Gesamtheit der Investitionen/Vermögenswerte eines Anlegers.

Daher beschränkt sich der Begriff nicht nur auf ein Aktiendepot. Das Portfolio kann neben einem solchen Aktiendepot Anleihebestände, Immobilien, Edelmetalle oder auch Kunstgegenstände und Sammlungen von Wert umfassen, sofern sie als Wertanlage gedacht sind. Was bedeutet:

Besitzen Sie eine kleine Sammlung erlesener Gemälde von hohem Wert, die Sie aber nie und nimmer abgeben würden, weil sie dazu gedacht sind, dauerhaft im Besitz Ihrer Familie zu bleiben, würde das nicht zu Ihrem Portfolio gehören. Ein Investoren-Portfolio umfasst nur Assets, die gezielt als Investment gedacht sind, d.h. bei günstiger Wertentwicklung auch mit Gewinn veräußert werden oder dauerhaft Rendite bringen sollen wie z.B. Anleihen durch den Zins oder Immobilien durch Mieteinnahmen.

Das Ziel einer Portfolio Analyse

Investoren nutzen Gelegenheiten. Das ist auch gut so. Aber dadurch sammelt sich oft eine Mixtur aus unterschiedlichsten Investments an, die in sich sehr verschieden sind und völlig unterschiedliche Zeithorizonte, Risikolevels und Größenordnungen haben. Da kann es bei so manchem Anleger nach zwanzig, dreißig Jahren zugehen wie auf einem wild zugestellten Dachboden.

Das dürfen Sie nicht zulassen, denn das führt gerne dazu, dass so manche irgendwann einmal gekaufte Aktie gar nicht mehr bewusst wahrgenommen wird, dass Investments grandiose Preise erreichen und später wieder an Wert verlieren, ohne dass Sie die Chance, einen guten Schnitt zu machen, genutzt haben. Einfach, weil der Überblick verlorenging.

Das Ziel einer Portfolio Analyse ist ein in regelmäßigen Abständen vorgenommener Abgleich der Investments nach Zeithorizont, Risiko und Kapitalbindung, um jederzeit seine Vermögenswerte im Blick und im Griff zu behalten.

Wie ließe es sich dabei vorgehen? Idealerweise beginnen Sie mit der Analyse Ihrer Ziele. Wenn Sie die noch nie konkret formuliert haben, ist die Portfolio Analyse der perfekte Moment, damit zu beginnen:

Wie geht man bei der Portfolio Analyse vor?

Um das, was da ist, abgleichen zu können, müssen Sie zunächst definieren, was da sein sollte. Dazu sollten Sie sich folgende drei Basisfragen stellen:

  • Was will ich wann erreicht haben?
  • Wie sieht der Weg dorthin aus, was meine persönlichen Lebensumstände angeht?
  • Bin ich bereit, Risiken einzugehen und wenn ja, bis zu welchem Grad?

Die Antworten auf diese drei Fragen werden dann mit dem „Ist“ abgeglichen. Wozu Sie auflisten sollten, was bereits an Vermögenswerten in Ihrem Portfolio vorhanden ist. Wobei da wie eingangs erwähnt nichts einfließen sollte, was nicht explizit als Investment, sprich als Instrument zur Vermögenserhaltung bzw. Vermögensmehrung, gedacht ist.

Was gehört zu einem Portfolio?

Zu einem Portfolio können gehören:

Aktien, Anleihen, Edelmetalle, Sammlerstücke (für die es einen liquiden Markt gibt) Immobilien, aber auch Bargeld, sofern es als Einsatzreserve für Ihre Investments gedacht ist bzw. frei wäre.

Auch private Rentenversicherungen gehören dazu, denn da investieren Sie ja gezielt in eine Liquiditätsversorgung im Alter. Und auch da kann und sollte man immer wieder überprüfen, ob diese Investition sich noch als sinnvoll und hinreichend rentabel erweist!

Nicht zu einem Portfolio gehören:

Die selbst genutzte Immobilie, Sammlergegenstände oder Gold/Silber/Edelsteine, die Sie auf keinen Fall veräußern würden, wenn es nicht zwingend erforderlich wäre. Wenn Sie einen wundervollen Oldtimer in der Garage haben, den Sie innig lieben, dürfte es Ihnen egal sein, welchen Wert der Wagen erreicht hat: Sie würden ihn trotzdem nicht hergeben. Auch Kapital, das absehbar in den kommenden Jahren z.B. für die Renovierung des Hauses benötigt wird, gehört nicht zum Portfolio. Dazu:

Geld, das absehbar benötigt wird, darf man grundsätzlich nicht investieren. Es kann immer passieren, dass das Kapital genau dann gebraucht wird, wenn das Investment, das damit eingegangen wurde, einen ungünstige Wertentwicklung erlitten hat und man deshalb einen Verlust realisieren muss. Daher sind solche Summen grundsätzlich tabu.

Wie analysiert man ein Portfolio?

Wenn Sie sich vorstehende Fragen nach Ihren Zielen gestellt und beantwortet haben, wissen Sie bereits genau, was Sie erreichen wollen. Jetzt gilt es, Ihre Vermögenswerte nach diesen Kriterien abzuklopfen. Da sollte man vorgehen wie bei dem obenstehenden Beispiel eines Dachbodens: Man nimmt sich einen Vermögenswert nach dem anderen vor und stellt sich die Fragen:

  • Ist dieses Investment zielführend, was meine persönlichen Erwartungen und Neigungen in Sachen Risiko angeht?
  • Ist das etwas, mit dem ich gut zurechtkomme, das ich aufgrund meiner Erfahrungen überblicke und im Griff habe?
  • Hat das Investment eine positive Perspektive, was die Gewinnchancen angeht?
  • Möchte/sollte ich dieses Investment ausbauen oder besser reduzieren, weil es ein zu geringes bzw. im Gegenteil zu hohes Gewicht in meinem Portfolio hat?

Diese vier Fragen kann und sollte man bei allen seinen Investments gleichermaßen stellen. Was nicht passt, was nicht läuft und wahrscheinlich auch nicht wieder besser laufen wird, muss genauso raus aus dem Portfolio wie ein sinnloses und/oder kaputtes Stück auf dem Dachboden, das nur Platz wegnimmt.

Grundregeln für die Portfolio Analyse

Natürlich hat jeder ein absolut individuelles Portfolio mit den unterschiedlichsten Werten, dazu seine ganz eigenen Ziele, Erwartungen und Risikobereitschaft. Für manche sind Anleihen trotz Negativ-Zins eine interessante Anlage, weil sie auf Kursgewinne und nicht auf den Zins setzen … für andere aber nicht. Manche Investoren würden nie auf Edelmetalle setzen, weil sie ihnen zu unsicher scheinen und sehen Immobilien als weitaus sicherer an. Andere scheuen den Aufwand der Vermietung und fühlen sich mit Gold im Depot pudelwohl. Einen ehernen Grundsatz gibt es daher, der für alle gilt:

Es kommt immer nur auf Sie und ihre subjektiven Ziele und Eindrücke an, nicht darauf, was andere tun würden!

Aufgrund der Individualität jedes Investors kann es nur wenige ganz allgemein gültige Faustregeln geben. Diese wenigen Grundlagen sollte man jedoch in jedem Fall in die eigenen Entscheidungen einfließen lassen:

  • Investieren Sie immer nur mit Ihrem eigenen Kapital, nehmen Sie bei einer Bank keinen Kredit zum Kauf von Wertpapieren auf. Die niedrigen bzw. teilweise schon negativen Zinsen für Kredite mögen verlockend sein. Aber Sie bekommen ein ernstes Problem, wenn auf Kredit finanzierte Investments ins Minus laufen und Sie den Kredit ausgerechnet dann zurückzahlen müssen!
  • Bleiben Sie, was Umfang und Risikobereitschaft angeht, immer in dem Rahmen, den zahllose Starinvestoren der letzten zwei Jahrhunderte unisono als Guidance festgelegt haben: Sie müssen mit diesem Portfolio gut schlafen können. Wenn das nicht der Fall ist, muss raus oder verkleinert werden, was Ihnen die Ruhe raubt, ohne Wenn und Aber!
  • Hören Sie nicht auf andere. Es gibt durchaus Fachleute, die imstande sind, Ihr Portfolio korrekt zu analysieren und guten Rat zu geben. Aber die Fragen, den Sie diesen Leuten beantworten müssen, können Sie sich grundsätzlich auch selbst stellen und beantworten, sie finden sich allesamt vorstehend in diesem Beitrag. Aber wichtig ist vor allem: Hören Sie nicht auf Hinz und Kunz, die ihnen weismachen, dass dies oder jedes „das“ schlaue Investment schlechthin sei und man nur so richtig verdienen kann. Was zählt, sind Sie und nicht das, was irgendjemand sonst tut!

Beispiel für eine Portfolio Analyse mit Handlungsbedarf

Da jeder Anleger anders ist und kein Portfolio dem anderen gleicht, gibt es keine Universallösung für alles und jeden. Um zu verdeutlichen, wie eine Portfolio Analyse aussehen und was sich daraus an Handlungsbedarf ergeben kann, konstruieren wir ein fiktives Beispiel:

Ehepaar mit zwei Kindern im schulpflichtigen Alter. Mann: Alter 45 Jahre, leitender Angestellter in sicherer Position. Ehefrau derzeit Hausfrau.

Wohnsituation: Eigenes Haus, Wert des Anwesens 300.000 Euro

Jahreseinkommen: 50.000 Euro nach Steuern.

Verbindlichkeiten: Restlaufzeit einer Hypothek zehn Jahre, Restsumme 100.000 Euro, monatliche Belastung 1.100 Euro inkl. Zins. Ratenkredit Restsumme 20.000 Euro, monatliche Belastung 400 Euro.

Realistische Sparquote für Investitionen: bislang nicht ermittelt

Bestehendes Vermögen des Ehepaares: Ca. 100.000 Euro (ohne die selbst genutzte Immobilie, die man da nicht hinzurechnen darf).

Das Vermögens-Portfolio teilt sich auf in:

Aktien konservativ: 10.000 Euro

Aktien spekulativ: 60.000 Euro

Anleihen: 0 Euro

Gold und andere Edelmetalle: 20.000 Euro

Barbestände: 10.000 Euro

Wie müsste das Ehepaar bei einer sinnvollen Portfolio Analyse vorgehen?

Zunächst einmal muss außerhalb des Portfolios ermittelt werden: Was ist an Geld verfügbar? Kann Kapital angespart werden, welches das Portfolio mit frischem Geld versorgt? Oder gestaltet sich der Vermögenslage so, dass das nicht möglich ist, dass unvorhergesehene Ereignisse es vielleicht sogar nötig machen, das Portfolio als Reserve anzugreifen?

Die hier dargestellten Umstände sind schematisch, aber folgendes muss dem Ehepaar bei ihrer Analyse auffallen:

In Relation zum Jahreseinkommen von 50.000 Euro netto sind die regelmäßigen Rückzahlungen auf die Hypothek und den Ratenkredit mit 18.000 Euro pro Jahr (1.500 mtl.) für eine vierköpfige Familie nicht gerade wenig. Wenn es zu größeren, unvorhergesehenen Anschaffungen (Heizung erneuern, neues Auto etc.) kommen würde, kann es schnell sehr knapp werden. Und was, wenn der Ehemann wider Erwarten doch arbeitslos würde? Einen weiteren Kredit aufzunehmen wäre zwar mit dem Haus als Sicherheit möglich, da es nur noch zu einem Drittel belastet ist, aber nicht ratsam.

Sobald Sie bei der Aufnahme der Fakten zu der Erkenntnis gelangen, dass es in solchen Situationen dazu kommen kann, dass Sie Ihr Portfolio „um Geld bemühen“ müssen, wissen Sie:

Das Portfolio muss so gestaltet bzw. umgestaltet werden, dass es solche „Anleihen“ für Notfälle möglich machen muss ohne dass das Risiko besteht, dass eine Entnahme zum ungünstigen Zeitpunkt jahrelange Investments in ein Verlustgeschäft verwandeln. Ist die bisherige Verteilung des Portfolios dieser Situation angemessen?

Man sollte zu dem Schluss kommen, dass ein derart hohes Gewicht auf spekulative Aktien (60 Prozent des Vermögens) für eine solche Gemengelage einfach zu hoch ist. Erst sollten Hypothek und Kredit abbezahlt sein, sollten die Kinder idealerweise bereits ein eigenes Einkommen haben. Dann wäre ein höherer spekulativer Anteil im Portfolio denkbar, jetzt aber nicht.

Für das Hier und Jetzt würde die Analyse des Portfolios als sinnvolle Maßnahme ergeben:

  • Reduzierung des Anteils an spekulativen Aktien von derzeit 60 auf maximal 30 Prozent.
  • Anhebung der Barbestände von derzeit 10 auf mindestens 20 Prozent.
  • Anhebung des Anteils an konservativen Aktien und
  • Ggf. Kauf eines Anteils von zehn Prozent in kürzer laufenden Anleihen mit Top-Bonität mit leicht positiver Rendite im Euroraum, sobald sich eine solche Möglichkeit ergeben würde.

Dabei sollte die Reduzierung des Anteils spekulativer Aktien wiederum nach dem Schema der Portfolio Analyse erfolgen: Was ist in diesem Bestand sinnvoll und damit haltenswert, was ist zu riskant? Gibt es Ungleichgewichte in der Streuung der Aktien nach Ländern, Branchen, Risiken? Wo liegen die Stolpersteine, die man besser entfernen sollte?

Fazit: Eine Portfolio Analyse ist kein Hexenwerk … und unbedingt zu empfehlen!

Dieses Beispiel zeigt, wie man bei einer Portfolio Analyse grundsätzlich vorgehen sollte. Doch es kann nur ein grober Anhalt sein. Wie gesagt: Jedes Portfolio ist anders, jeder Investor agiert individuell, hat Lebensumstände, die man ebenso wie die immer im Hinterkopf zu behaltende steuerliche Situation nicht in einen Rahmen pressen kann. Festzuhalten ist:

– Es gibt ein paar grundsätzliche Faustregeln, die wir genannt haben. An denen sollten Sie sich orientieren.

– Gehen Sie Ihre Analyse in aller Ruhe an. Scheuen Sie sich nicht, sich ernsthaft zu hinterfragen. Und scheuen Sie ebenso wenig den Aufwand, Ihr Portfolio umzugestalten, wenn Sie erkennen, dass Handlungsbedarf besteht.

– Wiederholen Sie eine solche Analyse ruhig jährlich. Ihre Vermögenswerte verändern Ihren Wert, Ihre Lebensumstände drehen sich mit der Welt mit, da kann es nicht schaden, ab und an zu überprüfen, ob noch alles so ist, wie es sein sollte!

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