Kenneth Fisher

Kenneth Fisher ist einer der bekanntesten Investmentanalysten der USA, der auch regelmäßig für das FORBES Magazin schreibt. Der 1950 geborene Fisher ist darüber hinaus auch der Gründer und Vorsitzende der Fisher Investments, einem Vermögensverwaltungsunternehmen das mehr als 100 Milliarden Dollar Anlagevolumen verwaltet und damit auch zu den größten Vermögensverwaltern der USA gehört.

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Kenneth Lawrence Fisher (geboren 29. November 1950) ist der Sohn von Philip A. Fisher. Sein Vater ist, nach Aussage vieler, der erste Experte, der sich speziell Wachstumsaktien widmete. Kenneth folgte, trotz des großen Drucks aus der Familie, nicht dem Wunsch seines Vaters, einer Karriere in der Forstwissenschaft nachzugehen, und begann dennoch für ihn zu arbeiten. Philip A. Fisher war damals bereits 65 Jahre alt und in seiner Vorgehensweise sehr engstirnig. Der Rebell in Kenneth konnte diese Engstirnigkeit nur schwer akzeptieren.

Kenneth machte sich 1973 in Woodside, Kalifornien, mitten unter den großen Fischen, selbstständig. Das steht nicht nur im Zusammenhang mit seinen persönlichen Vorlieben (er ist einer der weltweit führendsten Experten der Holzfällerei im 20. Jahrhundert), sondern auch mit seiner Menschenscheu. Fisher glaubt nicht an `group think´ und will gerade seine Mitarbeiter vom Rest der Finanzgemeinschaft abschirmen. Er hat sich, genau wie sein Vater, zu einem sehr erfolgreichen Investor entwickelt. Fisher besitzt momentan den Fonds „Fisher Asset Management“, der einen eindrucksvollen Betrag von $36 Milliarden verwaltet. Auf seinem eigenen Sparkonto steht im Moment ein netter Betrag von $3,6 Milliarden.

Abgesehen von seinen Investment-Kolumnen für die Zeitschrift Forbes, befasst sich sein bekanntester Beitrag mit der Verwendung des Kurs-Umsatz-Verhältnisses (Price-Sales Ratio) für die Aktienauswahl, beschrieben im Buch „Super Stocks“ aus dem Jahre 1984. Denn laut Fisher unterliegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis zu vielen willkürlichen Einflüssen, wie zum Beispiel großen Investitionen, Veränderung der Buchhaltungsmethoden oder großen F+E Ausgaben. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (die gesamte Börsenkapitalisierung geteilt durch den Umsatz des Unternehmens über die vergangenen 12 Monate hinweg) ist ein viel stabilerer Maßstab.

Ein Unternehmen mit einem niedrigen Kurs-Umsatz-Verhältnis kann sogar mit einer geringen Verbesserung der Gewinnspanne einen großen Gewinnsprung machen. Am liebsten kauft Fisher Aktien mit einem Kurs-Umsatz von unter 0,75 und vermeidet generell Aktien mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 1,5 oder höher, und definitiv wenn es mehr als 3 beträgt.

In einigen Sektoren gibt es von dieser Regel jedoch Abweichungen. Basisindustrien (Stahl, Autos, Chemie, Papier, Untertagebau, Maschinen, etc.) haben ein geringes Wachstum und niedrige Gewinnspannen und sind daher für Investitionen oft unbeliebt, wodurch auch das Kurs-Umsatz-Verhältnis in diesem Sektor niedriger ist. Daher ist ein Kurs-Umsatz-Verhältnisse in diesem Sektor von unter 0,4 für Kenneth besonders interessant.

Fisher machte auch noch andere Entdeckungen:
  • Größere Unternehmen haben für gewöhnlich ein niedrigeres Kurs-Umsatz-Verhältnis
  • Positive Überraschungen kommen meist von Aktien mit einem Kurs-Umsatz von unter 1
  • Negative Überraschungen kommen meist von Aktien mit dem höchsten Kurs-Umsatz-Verhältnis

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KGV) ist natürlich nicht das einzige Kriterium, unter dem Fisher eine Aktie betrachtet. Es müssen auch noch andere Grundvoraussetzungen vorhanden sein, wie z.B. Gewinnspanne, niedrige Schulden, Gewinnwachstum und ein freier Cashflow. Später schaute er auch nach qualitativen Kennzeichen (wie einer starken Marktposition oder einem herausragenden Markennamen) und nach Veränderungen in der Beliebtheit der verschiedenen Aktienkategorien.

Für Medizin- und Technologie-Aktien verwendete er das ziemlich ungebräuchliche Kurs-Forschungs-Verhältnis (die Börsenkapitalisierung geteilt durch die F+E Ausgaben). Ein Verhältnis von unter 5 betrachtete er als die besten Ankäufe.

Investitionsstil

Seine Studie über Rendite für Aktien zwischen Januar 1976 und Juni 1995 zeigte ihm zufolge, dass in unterschiedlichen Zeitspannen unterschiedliche Investitionsstile in Mode waren. Er unterscheidet sechs solcher Stile: drei Stile, die sich auf Value-Aktien ausrichten (Aktien mit hoher, mittlerer und kleiner Marktkapitalisierung) und drei Stile basierend auf Wachstumsaktien (wiederum Aktien mit hoher, mittlerer und kleiner Marktkapitalisierung).

Der populärste Stil ist für jede einzelne Periode viel besser geeignet als der am wenigsten populäre Stil. Fischer hat sich in letzter Zeit an der Aufgabe festgebissen, den richtigen Stil für den richtigen Moment zu identifizieren. Da dieses Bestimmen nicht einfach ist, entsteht bei dieser Herangehensweise das Risiko, dass der Investor den falschen Stil auswählt, was sich später als teurer Spaß herausstellen kann.

Um die Chancen zu erhöhen, stellte er daher vier Stile zusammen. Der Unterschied zu den zwei am wenigsten leistungsfähigen Stilen ist noch immer ziemlich groß und so wird die Chance geringer, dass das gesamte Portfolio an den falschen Stil gerät. Um zu bestimmen welcher Stil passend ist, schaut Fisher nach wirtschaftlichen Indikatoren, wie in etwa der internationalen Zinsstruktur (der Unterschied zwischen kurzfristigen und langfristigen Zinssätzen).

Als die weltweite Zinsstrukturkurve absolut flach geworden war (normalerweise steigt diese an), begann die Zeitspanne der Wachstumsaktien. Wird die Zinsstrukturkurve sehr steil, sollte man zu Value-Aktien wechseln. Die Zinsstruktur ist nicht die einzige Variable, die Fisher hierbei in Betracht zieht. Auch andere wirtschaftliche Indikatoren, wie die Entwicklung des Welt-Bruttoinlandproduktes und der Inflation sind wichtig.

Fisher ist auch vom sogenannten präsidialen Zyklus sehr überzeugt, bei dem Aktien in den ersten zwei von vier Jahren einer neuen Präsidentschaft für gewöhnlich viel schlechter performen als in den letzten zwei Jahren. Dies ist der Fall, da viele große Veränderungen (neue Politik, neue Steuern, etc.) in den ersten zwei Jahren anstehen und Investoren erstmal eine abwartende Haltung einnehmen.

Wir sehen, dass Fisher seine Herangehensweise im Laufe der Zeit maßgeblich angepasst hat. Es gibt auch einen Grund dafür, der einer Art effizienten Markthypothese ähnelt. Wenn eine Herangehensweise an Beliebtheit gewinnt, wirkt sich das auf die Kurse aus, wodurch diese Herangehensweise deutlich schlechter funktioniert. Um den Markt zu schlagen, muss man auf eine Art und Weise handeln, auf der wenige Andere handeln.

Auswahlkriterien

Die folgenden Kriterien zur Auswahl von Aktien basieren auf der ersten Ausgabe seines bekannten Buches „Super Stocks“. Einen Großteil haben wir bereits vorab besprochen:

  • Kurs-Umsatz-Verhältnis für nicht-zyklische und Technologie-Aktien. Bevorzugt unter 0,75; dann sprechen wir von einer `Super-Aktie´. Ein guter Wert liegt zwischen 0,75 und 1,5. Über 1,5 kauft Fisher nicht. Sollten Sie die Aktie aber bereits in Besitz haben, können Sie sie halten. Über 3 signalisiert verkaufen.
  • Kurs-Umsatz-Verhältnis für zyklische Aktien. Am besten unter 0,4, zwischen 0,4 und 0,8 ist akzeptabel. Über 0,8 verkaufen.
  • Die Schulden sollten nicht mehr als 40% des Eigenkapitals betragen.
  • Kurs-Forschungs-Verhältnis. Dieses Kriterium gilt ausschließlich für Medizin- und Technologie-Aktien und ist weniger wichtig für andere Aktien. Die Börsenkapitalisierung geteilt durch die F+E Ausgaben müssen am besten unter 5 fallen, jedoch ist es zwischen 5 und 10 auch noch günstig. Zwischen 10 und 15 wird es schon ungünstiger und über 15 sollte man eine Aktie nicht kaufen.

Erfüllt eine Aktie die Kriterien, dann hat sie Fishers vollstes Interesse.

Die „Super-Aktie“

Eine „Super-Aktie“ muss allerdings schärfere und teilweise ergänzende Kriterien erfüllen:

  •  Wachstum EPS (Gewinn pro Aktie), korrigiert um die Inflation, langfristig größer als 15%.
  •  Freier Cashflow pro Aktie. Dieser muss positiv sein.
  •  3-Jahres-Durchschnitt der Gewinnspanne muss größer sein als 5%.

Performance von Fisher

Von 2001 bis 2011 wurde eine Gesamtrendite von 38,2% verbucht, während der S&P 500 ein Plus von 34,9% verzeichnen konnte. Eine kleine Outperformance also. Es ist deutlich, dass die Größe seiner Fonds ($36 Milliarden an verwalteten Vermögenswerten) etwas Einfluss auf seine Renditen hat. Stellen Sie sich vor, Fisher entdeckt eine Super-Aktie, diese hat jedoch eine nicht allzu große Marktkapitalisierung. Dann bringt ihm das natürlich recht wenig für seinen Fonds. Womöglich können wir ihn als Privatinvestoren ein wenig besser beurteilen, indem wir danach schauen, wie die Aktientipps in seiner Kolumne für Forbes abgeschnitten haben.So erwarb er 24% mehr Rendite als der S&P 500 im Jahre 2009 verzeichnen konnte. Und 2010 ging er letztendlich mit einer Outperformance von 5% hervor. Das sind dann doch wieder großartige Ergebnisse! Über gurufocus.com können Sie sich leicht beobachten, welche Aktien Fisher für seine Hedgefonds ankauft. Außerdem können Sie seiner Kolumne für Forbes folgen und über einen Aktien-Screener (zum Beispiel: finviz.com) mit den Kriterien von Fisher selbst auf die Perlensuche gehen.

„Fortunes from failures is a recurrent theme in financial history.“

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