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JP Morgan hat wieder starke Quartalszahlen vorgelegt und die Erwartungen übertroffen. Dank der Zinsen sprudeln die Gewinne. Jetzt einsteigen?
Allzeithoch erreicht. Wie geht es jetzt weiter?
Seit den letzten beiden Analysen zu JP Morgan ist einige Zeit vergangen, doch es war ein lohnendes Geschäft. Bei der initialen Analyse lag der Kurs bei 108 USD und das Szenario der letzten Analyse ist ebenfalls aufgegangen:
JP Morgan bricht aus. Kursziel Allzeithoch?
Seitdem hat JP Morgan zweimal überzeugende Zahlen vorgelegt und am vergangenen Freitag, nach den Zahlen zum vierten Quartal, ein neues Allzeithoch markiert.
Sollte man die Gewinne jetzt eintüten, oder setzt sich die Rallye fort?
Aus technischer Sicht hat JP Morgan ein ernstzunehmendes Warnsignal gesendet, denn nachdem die Aktie ein neues Allzeithoch erreicht hatte, kam unmittelbar Verkaufsdruck auf.
Man muss kein charttechnischer Profi sein, um das Problem zu erkennen. Die letzte Wochencandle ist eindeutig bärisch und könnte der Beginn einer Schwächephase sein.
Es wäre keine Überraschung, wenn es jetzt zu einem Rücksetzer in Richtung 159 USD kommt.
Wird diese Unterstützung durchbrochen, muss mit einer Ausdehnung er Korrektur bis 150 oder 144 USD gerechnet werden.
Aus Sicht der Bullen würde es nur helfen, wenn auf die Kehrtwende der vergangenen Woche unmittelbar die nächste Kehrtwende folgt. JP Morgan müsste also möglichst schnell wieder über 173 USD ausbrechen.
In diesem Szenario würden sich extrapolierte Kursziele bei 185 und 190 USD ergeben.
Bullen in Bedrängnis?
Aus technischer Sicht ist ein bärisches Szenario deutlich wahrscheinlicher, doch wie sieht es aus fundamentaler Sicht aus?
JP Morgan profitiert, wie alle Banken, von den gestiegenen Zinsen. Die Aussicht darauf, dass sie wieder sinken könnten, ist daher alles andere als hilfreich.
An der Börse werden Banken und Versicherer geradezu reflexartig gekauft, wenn die Zinsen steigen. Doch umgekehrt gilt leider dasselbe.
Für die US-Großbank sind das schlechte Vorzeichen.
Das dürfte auch einer der Hauptgründe sein, warum die Quartalszahlen nur kurz für Freude gesorgt haben. Schauen wir uns die Sache im Detail an.
Der Gewinn lag in Q4 mit 3,04 je Aktie über den Erwartungen von 3,00 USD. Die Erträge übertrafen mit 39,9 Mrd. die Analystenschätzungen von 39,2 Mrd. USD ebenfalls.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 12%, jedoch einem Rückgang des Gewinns um 15%.
Um Sondereffekte bereinigt wäre der Gewinn jedoch um 30% auf 3,97 USD je Aktie gestiegen.
Je nachdem, welche Zahl man sich rauspickt, ist das Bild besser oder schlechter. Doch selbst dem letzten Bullen dürfte klar sein, dass die Lage nicht eindeutig positiv ist und bereinigte Kennzahlen immer mit Vorsicht zu genießen sind.
Schaut man sich den Quartalsbericht im Detail an, findet man noch mehr Futter für die Bären (Link).
Der Umsatz lag im vierten Quartal unter dem des Vorquartals und gleichzeitig sind die Kosten deutlich gestiegen, selbst wenn man die Kosten, um die durch die FDIC verhängten Sonderabgaben bereinigt.
Milliardengewinne, aber fehlende Wachstumsimpulse
Die Assets under Management sind im vergangenen Jahr um 24% gestiegen, doch das ist nur auf den ersten Blick positiv. Da der S&P 500 in etwa dieselbe Performance erzielt hat, bedeutet das, dass die Mittelzuflüsse gegen Null tendiert haben.
Noch schlechter sieht es im klassischen Bankengeschäft (Consumer & Community Banking CCB) aus. Das Kreditvolumen wäre ohne die Übernahme von First Republic nur um 4% gestiegen, die Einlagen der Kunden stagnierten sogar.
Das Transaktionsvolumen im Kreditkartengeschäft legte nur um 7% zu. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Wachstumsraten bei Visa und Mastercard deutlich höher waren.
Im Asset & Wealth Management (AWM) sieht es auch nicht viel besser aus. Hier sind die Einlagen sogar um 4% gesunken.
Um es auf den Punkt zu bringen:
Das Geschäft läuft nicht schlecht und JP Morgan verdient enorme Summen, optimal ist die aktuelle Entwicklung aber sicherlich nicht. Es fehlen Wachstumsimpulse und sollten die Zinsen bald wieder sinken, könnte der Gewinn sogar rückläufig sein.
Aktuell erwartet man für das Geschäftsjahr 2024 ein stagnierendes Ergebnis von etwa 16 USD je Aktie, obwohl JP Morgan in nennenswertem Umfang Buybacks durchführt.
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